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Aktuelle Situation in Kenia – Lockdown und Hungersnot

Das Nyota-Team ist für die 200 Patenkinder und Familien in Kenia dauerhaft im Einsatz

In Kenia hält der Lockdown als Maßnahme zur Eindämmung der Corona Pandemie an. Die Beschränkungen wurden bis zum 6. Juni 2020 verlängert. Es gelten Ausgangssperren über Nacht, tagsüber darf nur unter strengen Auflagen das eigene Haus oder Grundstück verlassen werden. Neben Abstandsregeln ist eine weitere Voraussetzung das Tragen eines doppellagigen Mund- und Nasenschutzes. Bei Nichteinhaltung geht die Polizei hart gegen Menschen vor. In Awendo, dem größeren Nachbarort von Lwala, gab es zahlreiche Verhaftungen, so berichtete uns das Nyota-Team aus Kenia. Wir stellten fest, dass ein Großteil der Menschen keine Masken oder Zugang zu diesen hatte und somit nicht zum Einkaufen in nahegelegene Ortschaften gehen konnte.

Gerade in Anbetracht der aktuell dramatischen Situation – bei herrschender Nahrungsmittelknappheit und wachsendem Hunger – ein großes Problem. Einfache Halstücher werden als Mund- und Nasenschutz von der Polizei nicht toleriert. Deshalb hatten wir bereits im April örtliche Schneiderinnen in Lwala mit der Anfertigung von 1.500 doppellagigen Masken beauftragt und bis heute 1.200 dieser an die Menschen im Ort verteilt – begonnen bei den Kindern und Pflegefamilien aus den Nyota Patenschaftsprogrammen. Neben den Masken haben wir auch Seifen und Nahrungsmittel ausgegeben, die momentan sehr viel dringender benötigt werden. Wir danken an dieser Stelle all unseren Unterstützer*innen für die Spenden, die uns die Durchführung dieser Sofortmaßnahmen ermöglichten.

Entwicklung der Covid-19 Zahlen in Kenia

Aktuell ist ein Anstieg der Zahlen an positiv getesteten Menschen in Kenia zu beobachten. Nach Stand vom 01.06.2020 sind es 1.962 registrierte Fälle mit positivem SARS-CoV-2 Testergebnis, 64 Menschen die an oder mit Covid-19 verstorben sind sowie 478 Menschen die an oder mit Covid-19 erkrankt waren und wieder genesen sind. Soweit die erfassten, veröffentlichten Zahlen. In Kenia wurde relativ spät angefangen auf SARS-CoV-2 zu testen, mit langsam steigender Tendenz. Laut Aussage des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta hatte man bis zum 23. Mai 57.640 Testproben genommen und ausgewertet. Der Großteil der positiv getesteten Menschen leben in der Hauptstadt Nairobi (4,3 Millionen Einwohner).

Krankenstation in Awendo – hier werden Menschen z.B. auf Malaria getestet

Das Nyota-Team, die Kinder und Pflegefamilien

Dem kenianischen Nyota-Team geht es gut – nach heutigem Stand sind alle gesund. Sie sind jedoch seit Wochen schon im Dauereinsatz für die Menschen aus der Umgebung. Die täglichen Fahrten zu bisher 190 Familien der im Umfeld lebenden Nyota-Patenkinder sowie die damit verbundene Logistik und Planungsarbeit sind intensiv und kräftezehrend. Bei den von Nyota e.V. betreuten Kindern und Pflegefamilien sind bisher glücklicherweise keine positiven Covid-19 Fälle bekannt. Die größte Herausforderung ist momentan der Hunger der Menschen. Durch den Lockdown haben viele Menschen ihre Arbeit verloren, ein Großteil der Kenianer*innen aus den ländlichen Regionen lebt vom Tagelohn durch Handel auf Märkten oder der bezahlten Feldarbeit. Zuletzt sorgten zudem schwere Unwetter mit heftigen Hagelstürmen für weitreichende Schäden auf Anbauflächen. Auch bei Nyota – zum aktuellen Bericht geht es hier – was zur Verschärfung der Hungersnot beiträgt.

KiTa, Primary, Secondary und Colleges

Die Nyota Kindertagesstätte ist nach wie vor geschlossen. Die Sozialarbeiterinnen des Nyota-Teams besuchen die Kinder regelmäßig bei ihren Pflegefamilien. Neben Seifen und Masken erhielt auch jede Familie ein Sack mit 10KG Reis, Obst und Gemüse sowie eine Hygieneschulung, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu mindern. Primary- und Secondary Schools sind weiterhin geschlossen, Onlineunterricht ist angesichts mangelnder digitaler Infrastruktur seitens Schulen sowie auch der Schülerschaft nicht möglich. An einigen Colleges sowie den Universitäten wird digitaler Unterricht angeboten und aktuell auch von den Jugendlichen genutzt, die über das Nyota-Patenschaftsprogramm solche Einrichtungen besuchen. Für den Großteil der Schüler*innen findet jedoch seit fast 10 Wochen kein Unterricht mehr statt. Aktuell läuft in Kenia eine Debatte über mögliche Öffnung der Schulen im September diesen Jahres. Welche langfristigen Folgen dies mit sich bringt, wird sich zeigen. Sicherlich keine positiven, besonders auch bei lernschwächeren Kindern.

Spenden benötigt: Hunger lindern durch Lebensmittelpakete

Unser Projektleiter Wyclife und das kenianische Team haben in den letzten Wochen fast 200 Familien zu Hause besucht und sind somit über eintausend Menschen aus Lwala in der aktuellen Situation begegnet. Fast alle von ihnen hatten nicht ausreichend finanzielle Ressourcen und oder mangelhaften Zugang zu Nahrungsmitteln (keine stattfindenden Märkte, geringere Verfügbarkeiten, Auflagen für Ortsbesuche, ohne Maske kein Zugang zu Ortschaften und somit den wenigen geöffneten aber teureren Supermärkten). Die Nahrungsmittelpakete wurden sehr dankbar und mit großer Erleichterung angenommen, jedoch sind unbedingt weitere nötig, um Kinder um Pflegefamilien vor Schlimmeren zu bewahren.

Jeder Euro hilft: 10 Kg Reis kosten 10 Euro und helfen bei der Versorgung einer Familie bis zu einer Woche

„Eine solche Welle der Hungersnot haben wir schon sehr lange nicht mehr erlebt und den Höhepunkt dieser Entwicklung haben wir sicher noch nicht erreicht“

Wyclife Oyugi, Projektleiter Nyota CBO Kenya

Bisheriger Verlauf in Kenia

Die kenianische Regierung reagierte auf den ersten bestätigten Fall am 13. März 2020 mit dem Verbot öffentlicher Versammlungen, kurz darauf folgten Schulschließungen und Flugverbote (15. März). Am 25. März verhängte Kenia in 25 bestätigten Fällen eine Ausgangssperre beginnend ab Dämmerung bis zum Morgengrauen. Weitere Einschränkungen wurden am 6. April bekanntgegeben, als Bezirke mit den höchsten Infektionsraten (Nairobi, Mombasa, Kilifi und Kwale) teilweise gesperrt wurden. Zuletzt wurde der Lockdown bis zum 6. Juni 2020 verlängert.

Die Auswirkungen von COVID-19 reichen auch in Kenia weit über die Bereiche Gesundheitsversorgung und Verbreitung des eigentlichen Virus hinaus. Die Folgen der Pandemie sind in ihren wirtschaftlichen und politischen Folgen noch nicht vollumfänglich abzusehen. Das Land steht vor zahlreichen Herausforderungen – z.B. von der anhaltenden Heuschreckeninvasion bis hin zur Jugendarbeitslosigkeit. Die Pandemie stellt eine zusätzliche Belastung für die Menschen Kenias dar. Nyota e.V. wird möchte das uns Möglichste tun, um den Menschen in dieser schwierigen Zeit beizustehen und ihnen zu helfen. Aktuell durch Vergabe von dringend benötigten Nahrungsmitteln.

Text: Alexander Krziwanie, Nyota e.V. für Kinder in Afrika

Quellen:
https://www.worldometers.info/coronavirus/country/kenya/
https://www.the-star.co.ke/news/2020-05-23-opening-kenya-we-cant-stay-in-lockdown-forever-uhuru/